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Wahrheit und Licht

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Datum:
13. März 2025
Von:
Sr. Barbara

Liebe Leserinnen und Leser!

Wir leben in einer Welt voller Täuschung und Illusion. Eine Flut von Fantasywelten, immer realistischere Bildmanipulationen durch KI, Politiker, die ihre Lügen ungeniert als „alternative Fakten“ bezeichnen. Wem kann man noch glauben? 

Mittendrin stehen wir mit unserer Bibel. Darin finden wir Geschichten, die so unglaublich sind, dass wir gar nicht erst versuchen, sie als „wahr“ zu verkaufen. An diesem Sonntag ist wieder so eine dran: die Verklärung Christi. Jesus steigt mit drei Jüngern auf einen Berg (der Name wird nicht genannt, die Tradition benennt ihn als Tabor) und betet dort. Plötzlich verändert sich sein Gesicht, und sein Gewand wird „leuchtend weiß“. Dann erscheinen ihm Mose und Elija und reden mit ihm. Später kommt noch eine Stimme aus einer Wolke und wiederholt die Worte, die schon nach der Taufe Jesu zu hören waren: „das ist mein auserwählter Sohn“.

Was machen wir mit so einem Text? So spannend ich die Frage finde, was da „wirklich passiert ist“, so sicher bin ich mir, dass wir damit am Kern der Botschaft vorbei zielen. Denn eine tiefere Wahrheit und größerer Reichtum dieser Erzählung liegt sicherlich in ihrer Symbolik. Schon Origines, Exeget des dritten Jahrhunderts, hat eine solche Deutung verfasst, in der er ausführlich jedes Detail behandelt: Berg, Wolke, Prophet etc. Nach Origines kann jeder Gläubige die göttliche Natur Jesu schauen. Dessen Kleider seien dabei die Texte der Evangelien. Wenn wir diese Texte verstehen, wenn sich ihr Sinn – wie wir im Deutschen sagen – „klärt“ oder „erhellt“, so dass uns die Aussage der Schrift „einleuchtet“, so ist es, als leuchtete das Gewand Jesu. 

Mir scheint, dass wir heute häufig nicht an diesen Punkt kommen. Gerade wenn wir das Evangelium zu rational betrachten, wenn wir – wie Origines es nennt – seine höhere, mystische, symbolische und geistige Deutung außer Acht lassen, bleiben wir gewissermaßen am Fuße des Tabor stehen. Dort aber erkennen wir nur den Menschen Jesus, nicht seine göttliche Natur. Doch ohne das Leuchten von Tabor ist unser ganzer Glaube hohl. 

Wir gehen auf Ostern zu: öffnen wir uns für das Wunder, bereiten wir uns für das Leuchten, das das Dunkel vertreiben wird.

Herzliche Grüße 

Sr. Barbara
 

(vgl. Marius Reiser „Und er wurde vor ihren Augen verwandelt“, Herder 2021, S.186-191)