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"Stimmt ja gar nicht!"

Mädchen
Datum:
1. Feb. 2024
Von:
Sr. Barbara

Liebe Leserinnen und Leser,

als ich noch klein war – so hat es mir meine Mutter erzählt – wurde im Kindergottesdienst mal ein Evangelium von einem Heilungswunder gelesen. Jesus heilt einen Gelähmten – und die kleine Barbara zeigt auf ein Kind im Rollstuhl und sagt laut: „Stimmt ja gar nicht.“

Man möge mir zugestehen, dass ich mit 5 Jahren wohl nicht wirklich verstanden habe, was da vorne gelesen wurde. Aber davon mal abgesehen (und auch von der offenbar tief in mir verwurzelten Skepsis gegenüber kirchlichen Autoritäten 😊) ist das mit den Heilungs-geschichten natürlich wirklich nicht so ganz einfach. Viele Menschen finden sie eher märchenhaft als glaubhaft.

An diesem Sonntag lesen wir wieder eine: Jesus heilt die Schwiegermutter des Petrus von einem Fieber, und sofort bedient sie ihn und seine Freunde! (Das hätten weibliche Evangelisten auch anders tradiert, aber das nur in Klammern.) Dann bringt man „alle“ Kranken und Besessenen zu Jesus, „die ganze Stadt“ ist versammelt, und er heilt viele. Kann man das glauben?

Über mein kindliches „Stimmt ja gar nicht“ bin ich inzwischen hinweg. Im Theologiestudium haben wir unterschiedliche Erklärungen zu den Wundererzählungen gehört, viele fand ich spannend und auch einleuchtend. Doch ich bin kein Freund davon, Wunder einfach komplett symbolisch umzudeuten. Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Soll heißen: in allen Evangelien sind verschiedene Wunderheilungen überliefert. Geheilt hat Jesus auf jeden Fall. Was allerdings genau passiert ist, werden wir im Einzelfall wohl nicht erfahren. 

Was machen wir also mit diesen Erzählungen, die doch einen wichtigen Teil der Evangelien ausmachen? Wie können sie uns im Glauben stärken? 

Offenbar waren die Heilkräfte Jesu wie ein Magnet: die Menschen strömten zu ihm, damit er sie heilt. Doch das war eigentlich nicht sein Ziel. Gekommen war Jesus, um seine neue Lehre vom Reich Gottes zu verkünden, von seiner Liebe und Barmherzigkeit. Die Wunder vollbringt er nebenbei, am Wegrand, auf dem Weg von einer Stadt in die nächste. Deshalb versuche ich die Wunder genauso zu betrachten: als Zugabe auf dem Weg. Sie sind nicht das, worauf ich meinen Glauben gründe. Die Botschaft ist das eigentlich Wichtige. Aber ich nehme staunend wahr, dass Gott Menschen heilt, immer und immer wieder. Gott kann uns anrühren und allein durch die Berührung können wir gesund werden. Auch heute noch. 

Mit staunenden Grüßen

Sr. Barbara