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Lebendige Gemeinde?

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Datum:
26. Sept. 2024
Von:
Winfried Kissel, Pfr.

Liebe Leserinnen und Leser!

Haben Sie sich einmal Gedanken darüber gemacht, wie unsere Gemeinde in Refrath lebendig bleiben kann, wie wir als Christen auch zukünftig unseren Glauben leben und weitergeben können?

Unsere Gemeinde ist in letzter Zeit erheblich geschrumpft, viele engagierte Gemeindemitglieder sind aufgrund ihres Alters von ihrem Engagement zurückgetreten, andere sind aus unserer Kirche ausgetreten und haben auch unserer Gemeinde den Rücken zugewendet. Der Gottesdienstbesuch ist stark eingebrochen, sodass eine Heilige Messe am Sonntag heute schon für alle Gottesdienstteilnehmer vollkommen ausreichen würde. Es gibt zwar noch erstaunlich viele Anmeldungen zu Tauf-, Erstkommunion- und Firmfeiern, wenn dann aber das Sakrament empfangen wurde, scheint für diese unsere Gemeinde nicht mehr interessant zu sein. Nur zu bestimmten Festtagen oder traurigen Anlässen, wie Beerdigungen bekannter Personen, füllt sich noch die Kirche. Auch bei geselligen Angeboten und Feiern, wie zum Beispiel zu Karneval und zum Pfarrfest, erreichen wir noch mehr Gemeindemitglieder, oder auch jüngere. 

Können wir in wenigen Jahren unser vor knapp 10  Jahren eingeweihtes, Gemeindezentrum verkaufen, weil wir es nicht mehr finanzieren und auch mit den wenigen Engagierten in unserer Gemeinde betreuen können, aber auch gar nicht mehr brauchen? Treffen wir uns bald zur normalen Sonntagsmesse nur noch in der kleinen Alten Kirche? Vieles spricht heute dafür. Ich mache mir diesbezüglich wirklich Sorgen, dabei möchte ich nicht „schwarzsehen“, aber auch nicht die Realität ausblenden bzw. durch „eine rosarote Brille“ betrachten.

Wenn unsere Gemeinde in Refrath lebendig bleiben will, braucht es heute ein Umdenken! Nicht nur in der Kirchenleitung, sondern auch bei uns. Es braucht Engagement, dass vom Glauben getragen ist und auch Beständigkeit hat. Es braucht jüngere Menschen, die bereit sind sich einzubringen, zu den Konditionen, die diese mitbringen. Zugleich ist klar, dass ein zukünftiges Gemeindeleben anders aussehen wird als viele es von uns kennengelernt haben, da heute die gesellschaftlichen Rahmenbedingen für Familien anders aussehen als noch vor ein paar Jahren.

In der Lesung aus dem Buch Numeri hören wir an diesem Sonntag, dass der Geist Gottes weht, wo er will (vgl. 11,25-29). Jesus gibt uns im Sonntagsevangelium zudem die hoffnungsvolle Perspektive: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns!“ (Mk 9,40). Wir dürfen die Zukunft unserer Kirche und unserer Gemeinde ins Gebet nehmen, in der Hoffnung, dass der Geist Gottes, auch durch Menschen, die wir heute noch gar nicht im Blick haben, neue Perspektiven eröffnen kann. Haben wir auch keine Angst, dass wir weniger werden. Seien wir aber achtsam, offen für das Evangelium Christi und bereit für unseren Glauben Zeugnis zu geben.

Ich wünsche uns allen Gottes guten Geist. Möge er uns und immer mehr Christen in ihrem Leben leiten!

Ihnen allen einen gesegneten Sonntag!

Ihr Winfried Kissel, Pfr.