Ich bin für die Leute da

Liebe Leserinnen und Leser,
als ich am 11. Februar 1965 im Kölner Dom von Kardinal Joseph Frings zum Priester geweiht wurde, war das natürlich für mich und viele andere ein besonderer Festtag.
Ich habe unseren Kardinal hochverehrt. Sein Wahlspruch sollte auch Überschrift und Ziel meines priesterlichen Dienstes werden: Pro hominibus constitutus – Für die Menschen bestellt. Oder wie er selbst gerne zu übersetzen pflegte: Ich bin für die Leute da.
Seit 1907 hatte Papst Pius X den 11. Februar als Gedenktag „Unserer Lieben Frau in Lourdes“ für die ganze Kirche festgelegt. Und seither ist an meinem Weihetag zu hören: „Euer Herz wird sich freuen und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras.“ (Jes 66, 14ab). Und das Evangelium von der Hochzeit in Kana wird gelesen, auf der Jesus sein erstes Wunder wirkte und seine Mutter allen als Richtschnur für Begegnungen mit ihrem Sohn mitgab: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2, 5b)
Diese drei Leitgedanken sind in den 60 Jahren meines priesterlichen Dienstes für mich immer wichtig gewesen. Manches hat sich in diesen Jahren auch geändert, so ist zum Beispiel das frische Gras etwas welk geworden, die eisigen Temperaturen im Kölner Dom durch eine funktionierende Heizung in St. Johann Baptist ersetzt und die Frage, wie es weitergehen wird mit der Diskussion über „Gemeinwohl und Seelenheil – die Legitimität der Trennung von Religion und Politik in der Demokratie“ wird eingeholt von den Überlegungen zur Neuordnung und Zusammenlegung der ursprünglichen 814 Pfarreien lm Erzbistum Köln.
Wichtig ist jedoch zu jeder Zeit, auf Gottes Geist, seine Gegenwart und Liebe zu bauen, zu beten, damit wir auch Dunkelheiten ertragen können und Freude und Dankbarkeit feiern können – in der Festmesse am nächsten Sonntag und im täglichen Leben.
Einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die ganze Woche wünscht Ihnen und Euch
Pastor Wolfgang Pollmeyer