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„Frohe Ostern“

Deckblatt Ostern 2025
Datum:
10. Apr. 2025
Von:
Schwester Barbara

Liebe Leserinnen und Leser,

„Kann der Pfarrer Kissel eigentlich beim Rasenmähen nebenbei die Hostien wandeln?“

Das fragte eines unserer Kommunionkinder beim letzten Treffen, als es um die Eucharistie ging und die Gruppe in der Pause den Pfarrer in seinem Garten eben beim Rasenmähen sah. 

Es sind solche Momente, in denen ich meine Arbeit besonders liebe. Denn Kinder stellen Fragen, die uns immer wieder überraschen. Wenn wir uns ihnen stellen und uns nicht hinter frommen Floskeln verschanzen, dann führen sie uns im Handumdrehen zum Wesentlichen, zum Kern unseres Glaubens.

So geht es mir auch mit dem Kar- und Ostergeschehen: „Warum musste Jesus eigentlich sterben?“ Solange ich mich mit theologischen Formeln herumgeplagt habe, konnte ich den Zugang zum Geschehen nicht recht finden. Sühneopfer? Gestorben für meine Sünden? Das fand ich immer schon schwer verständlich. Daher fühle ich mich frei, den Kindern den Tod Jesu so zu erklären, wie sie ihn verstehen können – und wie auch ich ihn verstehen kann.

Jesus hat uns von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes erzählt. Er hat Gott Vater genannt und dabei nicht den strafenden, distanzierten Vater gemeint, sondern den Papa („Abba“). Natürlich hat Jesus auch vom Gericht gesprochen und davon, dass wir uns entscheiden müssen. Es ist nicht alles egal oder wuschelweich in seinen Predigten, im Gegenteil. Aber der Gott, den Jesus predigt, ist nahbar, und seine Liebe ist bedingungslos. Das war damals ein Skandal oder wenigstens revolutionär. 

Und plötzlich wird die Passion ganz leicht verständlich: Wenn Gott bedingungslos liebt und barmherzig auf unsere Fehler schaut, dann muss man keine Angst vor ihm haben. Dann muss man nicht mehr penibel darauf achten, jeden Buchstaben des Gesetzes einzuhalten, um Gott nicht zu erzürnen. Genau das war aber das Erfolgsmodell der damaligen „führenden Priester“. Die Schriftgelehrten hatten die Deutungshoheit über das religiöse Gesetz. Die Angst der Menschen vor Gott bedeutete für die Priester Macht.

Es hat lange gedauert, bis sich das geändert hat. 

Noch meine Mutter hat mir erzählt, dass sie Angst hatte, wenn sie morgens beim Zähneputzen aus Versehen etwas Wasser schluckte – und dann in der Messe nicht mehr nüchtern war. Genau mit dieser Angst aber wollte Jesus aufräumen! Dafür ist er gestorben. Er ist nicht von seiner Lehre abgewichen, dass Gott unser Vater ist, liebevoll, barmherzig. Er wollte uns die Freiheit der Kinder Gottes bringen. Dafür haben sie ihn getötet.

Bleibt die Frage: was machen wir mit dieser Freiheit? Nutzen wir sie für eine lebendige und vertrauensvolle Beziehung zu Gott, so wie Er sie uns anbietet? Bauen wir in dieser Freiheit eine Gemeinschaft, die Zeugnis von der frohen Botschaft gibt? Dazu sind wir nämlich berufen. Aber oft nutzen wir dies ungeheure Geschenk der Freiheit gar nicht. Lassen wir uns doch nicht von den alten Ängsten im Grab festhalten! Längst hat uns Christus neues Leben erworben.

Halleluja!

Schwester Barbara